Autoren: Gianluigi Maria Forti
Schlagworte: Postorganisation / Postverwaltung Tarife / Postgebühren Risorgimento
Die unterschiedlichen Währungen, Gewichte und postalischen Vorschriften der verschiedenen altitalienischen Staaten sind in der philatelistischen Literatur verschiedentlich dargestellt worden. Allein der Titel des Standardwerkes von Mario Mentaschi "Lire, Soldi, Crazie, Grana e Bajocchi" zeigt, dass die Vereinheitlichung des Postwesens Italiens kein einfaches Unterfangen gewesen ist.
Welche Vorarbeiten für eine Vereinheitlichung des italiensichen Postwesens geleistet werden mußten, zeigt Forti im ersten Kapitel: Unificazione legislative e monetaria del Regno dItalia in dem er über zehn Seiten Gesetze und Dekrete nachdruckt. Da er in der Regle 3 bis 4 Seiten der Originalveröffentlichungen auf eine Druckseite packt (ohne allerdings unleserlich oder chaotisch zu wirken), kann man sich den Umfang der Gesetzgebung zur Vereinheitlichung des Geldes vorstellen.
Auch in den weitere Kapiteln des Buches werden Gesetztestext im Original abgedruckt, allerdings stark angereichert mit Marken und Belegen. Das Forti einen kompletten Schalterbogen der 15 C. von 1863 (von Manchen als die erste Briefmarke Italiens gesehen) in "milchig kobald" zeigt, mag noch angehen, definitiv keinen postgeschichtlichen Unterhaltungswert hat dann der 30er Block der gleichen Marke in der Farbe "Dunkelgraublau". Über solche - natürlich philatelistisch wichtige Abbildungen - könnte man problemlos hinwegsehen.
Nicht hinwegsehen mag ich allerdings darüber, dass das Kapitel "Legislazione Postale Preunitaria" (Postgesetze aus der Zeit vor der Einigung) nur Gesetze und Belege aus der Piedmont - Sardinien zeigt - die anderen italienischen Regionen kommen eigentlich nur im Kapitel "Frodi Postali" in dem mehrmals verwendete Briefmarken (auf Brief) und eine der Postfälschungen der Lithografica - hier die Postfälschung aus Aquila - gezeigt werden.
Dass die Texte der verschiedenen Kapitel eher knapp, die Beschreibungen der einzelnen Belege aber recht großzügig angelegt sind, zeigt mir, dass wir hier eine Ausstellungssamlung vorliegen haben, die mit ein wenig Überarbeitung in ein Buch verwandelt wurde. Und während es bei einer Ausstellungssammlung auch darum geht, die Lücken so zu umschiffen, dass man sie nicht bemerkt, erwarte ich von einem Fachbuch das Gegenteil: wenn ich ein Kapitel über "Postbetrug" habe, und in ihm fünf Belege mit mehrfach verwendeten Marken zeige - davon zwei Belege mit der 15 c Lithografica, die völlig identisch durch die Post mit 5 Lire 30 c Strafe belegt wurden, erwarte ich wenigstens Abbildungen aller bekannten Postfälschungen des behandelten Zeitraums. Der Super Unificato zeigt alleine für die 5 c Lithografica drei Postfälschungen mit insgesamt 8 verschiedenen Typen - Forte zeigt nur einen Beleg mit der "preiswertesten" dieser Postfälschungen. Mit 12.500 € Katalogwert ist dieser Beleg natürlich kein Allerweltsstück, sodass man einem Aussteller nicht verdenkt, einen Abschnitt für seine Sammlung zu kreieren, in dem er dieses Stück zeigen kann, und ein wohlmeinender Juror, mag die Haare, an denen dieses Kapitel herbeigezogen worden ist, übersehen. Der Rezensent, der einen recht deutlichen Preis für dieses Buch bezahlt hat, möchte nicht so großzügig sein.
Autor: Stephan Jürgens
gedruckt in: Italien Rundschau 85/2018