Italien (Republik)
Italien (Republik)
Giovanni Gronchi (10. September 1887 in Pontedera, Toskana; † 17. Oktober 1978 in Rom) war ein italienischer Politiker und von 1955 bis 1962 der dritte Präsident der Italienischen Republik1 2. Sein Leben war geprägt von politischem Engagement, Kriegsdienst und wirtschaftlichem Interesse.
Gronchi wuchs in einfachen Verhältnissen auf und finanzierte seine höhere Schulausbildung und das Universitätsstudium in Pisa mit verschiedenen Nebentätigkeiten. Als praktizierender Katholik interessierte er sich seit 1902 für die modernistische Bewegung des Theologen Romolo Murri und trat der Lega democratica nazionale bei. Während des Ersten Weltkriegs zeichnete er sich als Kriegsfreiwilliger und Infanterieoffizier aus und erhielt Tapferkeitsmedaillen1.
Gronchi war Gründungsmitglied der katholischen Volkspartei Partito Popolare Italiano und wurde 1919 in die Abgeordnetenkammer gewählt. Trotz seiner Kritik an faschistischen Gewaltexzessen arbeitete er kurzzeitig im Ministerium für Industrie und Handel unter Benito Mussolini. Nach der Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Giacomo Matteotti schloss er sich den Aventinianern an, einer antifaschistischen Gruppierung. Während des Zweiten Weltkriegs war er Mitglied des nationalen Befreiungskomitees CLN und bereitete die Wiedergründung der PPI (Democrazia Cristiana) vor1.
Nach dem Krieg wurde Gronchi Unternehmer und setzte sich für die ökonomischen und politischen Ideen von John Maynard Keynes ein. 1955 wurde er zum Präsidenten der Italienischen Republik gewählt und prägte die politische Landschaft mit dem kontroversen Versuch einer "Öffnung nach links"2 3. Seine vielseitige Karriere spiegelt die bewegte Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert wider.