Aus meiner persönlichen Bibliothek

Buch Cover

Gerhard Feldbauer: Geschichte Italiens. Vom Risorgimento zur Gegenwart

PapyRossa Verlag; Köln, 2017

Autoren: Gerhard Feldbauer

Schlagworte: Risorgimento Italien Geschichte / Politik Gerhard Feldbauer

Rezension

Es gibt Autoren, die können Geschichte spannend erzählen. Oder zu mindestens so, dass man ein Buch gerne und flüssig lesen kann. Und es gibt Bücher, bei denen man sich trotz allen Interesses am Thema mehrmals zusammenreißen muss, es endlich über die ersten Seiten hinaus zu lesen.
Ob Feldbauer zu den ersteren gehört, kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur dieses eine Buch von ihm. Aber dieses Buch gehört definitiv zu letzteren. Oder anders: Am flüssigsten in diesem Buch liest sich der Klappentext.
Bei PapyRossa – in den 1990er aus der Konkursmasse des DKP Hausverlages Pahl - Rugenstein entstanden – erwartet der Leser in der Regel eine Positionierung des Autoren "Links von der Mitte" – und der langjährige ADN (die Nachrichtenagentur der ehemaligen DDR) – Korrespondent in Vietnam und Italien positioniert sich mit jedem Satz am äußerten linken Ende des politischen Spektrums: was sich bei der Darstellung des Risorgimento nur recht trocken liest – die Darstellung dort könnte durchaus als uninspirierte Zusammenfassung im Stile der realsozialistischen Geschichtsschreibung auffassen. Leider weitestgehend ohne Quellen insbesondere bei den interessanteren Thesen.
Das Kapitel über die faschistische Diktatur ist noch dürftiger – was insofern wundert, als sich die Kapitel über die Republik (die ca. 60 % des Bändchens ausmachen) sich im Wesentlichen damit beschäftigt, die Verbindungen der handelnden Parteien zu Faschisten und Mafia darzustellen – dies zu mindestens für die Parteien rechts von der PCI – für die Kommunisten ist die Darstellung ein wenig anders – deren Geschichte mit ihren Spaltungen, Umgruppierungen und Bündnissen die bis zur PD von Matteo Renzi reichen, werden in vielen Details dargestellt – nicht ohne in jedem Fall darauf hinzuweisen, wer sich mit welche Position von der "wahren Lehre" verabschiedet.
Wer also an Klatsch und Tratsch aus der politischen Linken Italiens interessiert ist, liegt hier vielleicht richtig, wer eine fundierte Gesamtdarstellung der politischen Geschichte Italiens des 19. Und insbesondere des 20. Jahrhunderts sucht – muss weitersuchen.

Autor: Stephan Jürgens

gedruckt in: Italien Rundschau 86/2018