DDR
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Liebknecht, Karl, 1871/Leipzig - 1919/Berlin, Sohn von Liebknecht, Patensohn von Marx. L. promovierte 1897 mit einer rechtswissenschaftlichen Dissertation und quittierte nach dem Assessorexamen den Staatsdienst. Er ließ sich als Anwalt nieder und schloß sich 1900 auch offiziell der Sozialdemokratie an. L. vertrat die Partei 1902—13 in der Berliner Stadtverordnetenversammlung, wurde 1904—13 als Delegierter zu allen Parteitagen entsandt außer 1908, als er auf der Festung Glatz einsaß —, errang in diesem Jahr ein Mandat für das Preußische Abgeordnetenhaus und 1912 ein zusätzliches für den Reichstag. In der an Talenten gewiß nicht armen Vorkriegssozialdemokratie war L. doch eine Ausnahmeerscheinung: privat liebenswürdig und hilfsbereit, im politischen Denken weder eng noch marxistisch - orthodox, indes heftig, rücksichtslos und unerbittlich, wo es im Kampf gegen die Säulen der Klassengesellschaft in Militär, Polizei, Justiz und Verwaltung um die Interessen der Arbeiter und ihrer Bewegung ging. In Reden und Schriften, vor Gericht und im Parlament traktierte er die Vertreter des »Vaterlandes der Junker und Pfaffen, der kapitalistischen Ausbeutung« in oft unerhörter Form und versuchte das Seine, um in einem obrigkeitsstaatlich durchseuchten Gemeinwesen den Unterdrückten und Gedemütigten den lähmenden Respekt vor den »Spitzen der Gesellschaft« zu nehmen. Diese haßten ihn dafür. In den eigenen Reihen stieß er auf die Ablehnung vornehmlich jener, die dabei waren, in der Gesellschaft, wie sie war, sich einzurichten. Es liebten ihn die Jugendlichen, die um Selbständigkeit in der Partei rangen und in ihm einen Fürsprecher hatten. Sie waren eine der Stützen in seinem lebenslangen politischen Streit gegen die Welt des preußischen Militarismus und die Internationale des Rüstungskapitals, der ihm Anklage, Haft, aber auch Anerkennung über die Grenzen hinaus eintrug. Für viele in der II. Internationale verkörperte L. die klassenkämpferische und internationalistische Tradition der deutschen Sozialdemokratie in zweiter Generation.
Als 1914 der I. Weltkrieg ausbrach, wahrte L Fraktionsdisziplin und stimmte im Reichstag die Kriegskredite. Es war sein letztes Zugeständnis wenn nicht an die Einheit, so doch an die äußerliche Geschlossenheit der Sozialdemokratie. In dem Maße, in dem eine Mehrheit in Parteiführung und Fraktion aus dem spontanen Burgfrieden bei Kriegsausbruch eine alltägliche Praxis der inneren und äußeren Zusammenarbeit mit der Staatsmacht entwickelte, ging L. auf Kollisionskurs. Er nahm Fühlung mit Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, und Grimm auf und bemühte sich in weiteren Kontakten um Sammlung der Opposition. Als er am 2. Dezember 1914 als einziger Abgeordneter die zweitet Kriegskredite ablehnte, war er mit einem Schlag der bestgehaßte Mann im Reich, aber auch das Symbol des beginnenden Widerstands gegen den Krieg. Im Februar 1915 als Armierungssoldat eingezogen, in der Fraktion unter starkem Druck, im Reichstag Gegenstand unflätiger Angriffe, ließ er sich nicht entmutigen. Er habe da »unverwüstlichen Optimismus seines Alten geerbt«, sagte Mehring, den L.s rastloser, ungeduldiger und zunehmend unduldsamer Tatendrang bisweilen genierte. Tatsächlich riß L. nicht nur viele mit, er erschreckte auch viele in der breiter werdenden Opposition, wo ihm als Eitelkeit ausgelegt wurde, was Hingabe war und Äußerung eines tief verwurzelten Voluntarismus. So blieb L. trotz Zugehörigkeit zur Gruppe Internationale doch auch ein Einzelkämpfer. Am 1. Mai 1916 als Demonstrant verhaftet, kam er erst im Oktober 1918 wieder frei. Er stürzte sich unverzüglich in den Kampf um Revolution und sozialistische Republik, wurde Mitglied des Vollzugsausschusses der Revolutionären Obleute, der Zentrale des Spartakusbundes, Redakteur der Roten Fahne und Mitgründer der KPD. Die alten Mächte, die ihn seines Ansehens in der Arbeiterklasse wegen fürchteten, ließen L. am 15. Januar 1919 ermorden.
Karl Liebknecht: Briefe aus dem Zuchthaus
Dietz Verlag
Berlin 1980
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Karl Liebknecht: Reden und Aufsätze in zwei Bänden. Band 2
Verlag Marxistische Blätter
Frankfurt/Main 1972
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Karl Liebknecht: Reden und Aufsätze in zwei Bänden. Band 1
Verlag Marxistische Blätter
Frankfurt/Main 1971
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