Leo Tolstoi, geboren als Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, war ein herausragender russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er ist vor allem für seine epischen Romane "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina" bekannt, die als Meisterwerke des realistischen Romans gelten.
Tolstoi wurde am 9. September 1828 auf dem Landgut Jasnaja Poljana geboren und entstammte dem russischen Adelsgeschlecht der Tolstois. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von seiner Tante erzogen. Er begann ein Studium der orientalischen Sprachen an der Universität Kasan, wechselte dann zur juristischen Fakultät, brach das Studium jedoch ab, um sich den Landreformen und der Verbesserung der Lebensbedingungen der 350 geerbten Leibeigenen auf seinem Familienanwesen zu widmen.
Von 1851 bis 1854 diente Tolstoi in der zaristischen Armee während des Kaukasuskriegs und des Krimkriegs. Seine Erfahrungen im Militär beeinflussten seine frühen Werke, insbesondere die "Sewastopoler Erzählungen", die ihm früh als Schriftsteller Anerkennung einbrachten.
Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg widmete sich Tolstoi pädagogischen Reformen und gründete Dorfschulen nach dem Vorbild Rousseaus. Seine Reisen durch westeuropäische Länder und Begegnungen mit anderen Künstlern und Pädagogen beeinflussten seine reformpädagogischen Bestrebungen weiter.
In der zweiten Hälfte seines Lebens beschäftigte sich Tolstoi zunehmend mit philosophischen und religiösen Fragen, was oft zu Konflikten mit der orthodoxen Kirche führte. Seine späteren Werke reflektieren seine spirituellen Überzeugungen und seine Kritik an der institutionalisierten Religion, was schließlich zu seiner Exkommunikation führte.
Tolstoi starb am 20. November 1910 in Astapowo nach einer Lungenentzündung, die er sich auf einer Zugreise zugezogen hatte. Sein literarisches Erbe und seine philosophischen Ansichten haben bis heute einen tiefgreifenden Einfluss auf die Literatur und das Denken weltweit.
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