Guevara, Ernesto, genannt Che, 1928/Rosario (Argentinien)—1967/Higuera (Bolivien), Sohn eines Kleinunternehmers, studiert Medizin in Cordoba und legt 1953 das Diplom als Chirurg und Facharzt für Dermatologie ab. Im selben Jahr geht G., der regen Anteil an der politischen Entwicklung Lateinamerikas nimmt, nach Bolivien, um dort in der Verwaltung für Kultur und im Amt für die Vorbereitung der Agrarreform zu arbeiten. Bald enttäuscht, reist er nach Guatemala weiter, wo die Regierung J. Arbenz wirtschaftliche und politische Reformen vorbereitet. Als sie von putschendem Militär gestürzt wird, ruft G. dazu auf, zur Verteidigung der Demokratie ein Volksheer zu bewaffnen. Nur mit Hilfe des argentinischen Botschafters gelingt ihm danach die Flucht nach Mexiko. In Mexiko - Stadt heiratet G. 1954 Hilda Gadea, eine peruanische Sozialistin, und lernt im Juni 1955 Castro kennen, der ihn überzeugt, am kubanischen Befreiungskampf teilzunehmen. So ist G. an Bord, als die kubanischen Guerilleros im Dezember 1956 auf der Granma in ihre Heimat zurückkehren. In den ersten Kämpfen bewährt sich Che als Militärarzt wie als militärischer Führer, Castro befördert ihn im Juni 1957 zum Comandante - G. befehligt die Einheit, die Ende des Jahres Santa Clara einnimmt und damit den Weg nach Havanna öffnet. Er zieht dort am 2. Januar 1959 ein und besetzt die Festung. Durch Präsidentendekret eingebürgert, reist G. im Sommer im Auftrag der revolutionären Regierung nach Nordafrika und Asien, um die Unterstützung der Blockfreien zu gewinnen. Im Oktober 1959 wird er Leiter der Industrieabteilung des Nationalinstituts für die Agrarreform, im November Direktor der Nationalbank. In dieser Funktion unterbindet er Kapitalflucht und Preistreiberei. Als die Lage um Kuba sich im Gefolge der Agrarreform, Enteignung amerikanischer Industrieunternehmen und Banken und beginnender Boykottmaßnahmen der USA verschärft, reist G. Ende 1960 in die UdSSR und andere Länder des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe und sucht um Unterstützung nach. Im Februar 1961 Minister für Industrie und Mitglied des Zentralrats für Planung, zeichnet G. verantwortlich für die Verstaatlichung der Groß - und Mittelbetriebe und die Einpassung der in die Planaufgaben und den sozialistischen Wettbewerb. Nach der Kuba - Krise im Sommer 1962 verhandelt er mit der Führung der UdSSR den Abzug bzw. die Nichtstationierung der sowjetischen Raketen und die weitere wirtschaftliche und militärische Hilfe Osteuropas für Kuba. Bei der Schaffung der Vereinigten Partei der Sozialistischen Revolution (Kommunistische Partei Kubas) wird er Mitglied des Politbüros und des Sekretariats. Im März 1965 tritt G. letztmals in der kubanischen Öffentlichkeit auf. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon lange mit der Vorbereitung einer neuen Guerilla in Bolivien beschäftigt. Es ist die Zeit des Vietnam - Kriegs, und auf der radikalen, eher voluntaristischen als objektivistischen Linken geht weltweit das Wort um von den zwei, drei, vielen Vietnam, die es im antiimperialistischen Kampf zu schaffen gelte. Im November 1966 trifft G. in Bolivien ein, im April 1967 eröffnet er die militärischen Operationen gegen die Regierungstruppen, im Oktober 1967 wird er gefangengenommen und ermordet.
in: Thomas Meyer, Karl - Heinz Klär, Susanne Miller, Klaus Novy, Heinz Timmermann: Lexikon des Sozialismus