Pietro Nenni

Nenni, Pietro, 1891/Faenza—1980/Rom, trat 1921 — nach längerer Mitarbeit bei den Republikanern (seit 1908) und kurzzeitiger Annäherung an den Faschismus (1919) — der Italienischen Sozialistischen Partei (PSI) bei. Seit 1922 war er in wechselnden Funktionen (Sekretär und Präsident des PSI, Direktor des Avanti!) die bestimmende Persönlichkeit des italienischen Sozialismus sowohl in dessen internen Auseinandersetzungen wie in der Beziehung zur Italienischen Kommunistischen Partei (PCI). Nachdem N. 1922/23 die Verschmelzung des PSI mit dem PCI verhindert hatte, war er (seit 1926 in Frankreich im Exil) 1930 an der Wiedervereinigung des maximalistischen und des reformistischen Flügels der Sozialisten maßgeblich beteiligt und schloß 1934 die Vereinbarung der Aktionseinheit mit dem PCI ab. 1936 - 38 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg teil. Die Zusammenarbeit mit dem PCI lockerte sich erst 1956 infolge des XX. Parteitages der KPdSU und der sowjetischen Intervention in Ungarn und wurde zunehmend verdrängt von einer Annäherung an die seit 1947 abgespaltene ehemalige Parteirechte als Reaktion auf die von den Christdemokraten propagierte »Öffnung nach links«. 1963 führte N. den PSI in die erste der Mitte - Links - Regierungen der 60er Jahre, in denen er (nachdem er schon 1945 - 47 verschiedene Regierungsämter bekleidet hatte) zunächst stellvertretender Ministerpräsident (1963—68) und dann Außenminister (1968/69) war. 1966 gelang ihm die Wiedervereinigung mit der Italienischen Sozialistischen Demokratischen Partei, die aber 1969 nach dem Scheitern der Mitte - Links - Koalition wieder zerbrach. Nach kurzzeitigem Rückzug wurde N. Anfang der 70er Jahre erneut zum Parteipräsidenten gewählt und betrieb mit der Konzeption der »sozialistischen Alternative« die Wiederannäherung an den PCI.


in: Thomas Meyer, Karl - Heinz Klär, Susanne Miller, Klaus Novy, Heinz Timmermann: Lexikon des Sozialismus

Pietro Nenni

Autor u.a. folgender Aufsätze