Pierre - Joseph Proudhon, geboren am 15. Januar 1809 in Besançon und gestorben am 19. Januar 1865 in Passy, Paris, war ein bedeutender französischer Frühsozialist. Er gilt als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus. Proudhon setzte sich für die Abschaffung der Ausbeutung und der Herrschaft des Menschen über den Menschen ein. Zudem befürwortete er Mutualismus und Föderalismus.
Sein bekanntester Ausspruch ist "Eigentum ist Diebstahl", der in seiner Schrift "Qu´est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement" zu finden ist. Proudhon war der Sohn eines Küfers und einer Küchenmagd und arbeitete bis zu seinem zwölften Geburtstag als Ochsenhirt. Er erlernte den Beruf des Schriftsetzers und bildete sich als Autodidakt weiter.
Proudhon war der erste Mensch, der sich selbst als Anarchist bezeichnete. Er ist weithin als einer der einflussreichsten Theoretiker des Anarchismus anerkannt. Nach der Revolution von 1848 wurde Proudhon Mitglied des französischen Parlaments, wo er sich als Föderalist bezeichnete. Seine Philosophie des Mutualismus wird von einigen als Teil des individualistischen Anarchismus und von anderen als Teil des sozialen Anarchismus angesehen.
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Proudhon, Pierre - Joseph, 1809/Besancon bis 1865/Paris, Sohn eines Küfers und einer Landarbeiterin. Die wirtschaftliche Not des Elternhauses bewirkte 1827 den Abbruch des Sekundarschulbesuchs und veranlaßte P., bis 1836 den Schriftsetzerberuf auszuüben. Nach dem glücklosen Versuch der Gründung einer eigenen Druckerei und intensivem theologischem und philologischem Selbststudium erhielt er 1838 ein dreijähriges Stipendium der Akademie Besancon für das Studium in Paris. 1840 veröffentlichte er seine erste Denkschrift Quest - ce que la propriété? (dt.: Was ist Eigentum?, 1844), in der er mit der für ihn charakteristischen Heftigkeit die existierende Eigentumsordnung sowie die Autorität der Kirche und des Staates kritisierte und die Frage der gesellschaftlichen Neugestaltung auf der Basis von Gleichheit und Freiheit stellte. Zwei weitere Denkschriften zur Eigentumsfrage brachten ihm 1842 eine Anklage ein wegen Angriffs auf das Eigentum und die Religion sowie wegen Aufreizung zum Klassenhaß und zur Mißachtung der königlichen Regierung. 1843 - 47 arbeitete P. in Lyon als Vertreter eines Transportunternehmens und erweiterte gleichzeitig seine politisch - philosophischen Kenntnisse durch die Diskussion mit den deutschen linkshegelianischen Emigranten in Paris ( Marx, K. Grün, auch M. Bakunin u.a.). War er schon in einer 1843 erschienenen Schrift De la création de Iordre unter dem Einfluß von I. Kant, Ch. Fourier und A. Comte zum Ergebnis gekommen, der Schlüssel zum Verständnis und der Hebel zur Veränderung der Gesellschaftsordnung sei die politische Ökonomie, so versuchte er in seinem Systeme des contradictions économiques, ou Philosophie de la misére (1846) seine oberflächlichen Hegelkenntnisse für die Klärung sozioökonomischer Zusammenhänge einzusetzen. Marx, der die erste Denkschrift zur Eigentumsfrage als "wissenschaftliches Manifest des französischen Proletariats" gewürdigt hatte, unterzog die Arbeit einer umfassenden Kritik (Misere de la philosophie, 1847, dt.: Das Elend der Philosophie, 1885). Während dieser Jahre bereitete P. eine "Société progressive" vor, die auf rein ökonomischem Wege und auf der Grundlage des Mutualismus zur - "Emanzipation des Proletariats führen sollte.
Die Februarrevolution 1848 Revolutionen im 18. und 19 Jh.) wurde von P. skeptisch aufgenommen: Er hielt ihren Zeitpunkt für verfrüht, ihre Grundlage, die insurrektionelle Massenbewegung, für ungeeignet, das allgemeine Wahlrecht und den für Irrwege des Emanzipationskampfes. Doch erst die Februarrevolution ermöglichte ihm den Schritt in eine größere politische Öffentlichkeit: als Parlamentsabgeordneter 1848/49, als Redakteur politischer Zeitungen (Représentant du Peuple, Voix du Peuple) und als Initiator des Projekts einer Volksbank, die als Vehikel der ökonomischen Befreiung dienen sollte. Nach seiner Rechtfertigung der Februarrevolution und seinem sozialistischen Bekenntnis in einer Parlamentsrede vom 31. Juli 1848 wurde P. für die dominierenden gegenrevolutionären Kräfte zum bevorzugten Ziel der Kritik und erhielt im März 1849 wegen Beleidigung des Präsidenten drei Jahre Gefängnis. Im Gefängnis schrieb er seine meistgelesene Rechenschaft Les confessions dun révolutionnaire (1849) und Idée générale de la Révolution au 19iéme siécle, wo er u.a seinen anarchistischen Vorbehalt gegenüber den anderen zeitgenössischen sozialistischen Tendenzen explizierte.
Nach dem Staatsstreich von Louis Bonaparte wurde P. an jeder öffentlichen Tätigkeit gehindert, und seine Existenz als politisch - philosophischer Schriftsteller wurde extrem schwierig. Der Veröffentlichung der Summe seiner politischen Philosophie De la justice dans la révolution et dans léglise folgte 1858 deren Beschlagnahme und eine erneute Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis. P. ging ins Exil nach Belgien, wurde 1860 amnestiert und kehrte 1862 nach Paris zurück. Von seinen Spätwerken, in denen er sich besonders der Ausarbeitung der konstruktiven Prinzipien des Mutualismus im ökonomischen und des Föderalismus im politischen Bereich widmete, waren für die spätere organisierte Arbeiterbewegung vor allem von Bedeutung Du principe fédératif (1863) und die posthum erschienene Studie De la capacité politique des classes ouvriéres (1865).
in: Lexikon des Sozialismus