Bundesrepublik Deutschland
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Schumacher, Kurt, 1895/Kulm (Chekmno) bis 1952/Bonn, wuchs in einem liberalen Elternhaus als Sohn eines Kaufmanns auf, besuchte ein humanistisches Gymnasium, legte bei Ausbruch des I. Weltkriegs das Notabitur ab und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Im Dezember 1914 schwer verwundet — Verlust des rechten Arms —, studierte er 1915—19 Rechts -, Staats - und Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1920 zum Doktor rer.pol. Im Januar 1918 schloß sich Sch. der SPD an und war 1920 - 30 politischer Redakteur der Schwäbischen Tagwacht in Stuttgart.
1924 - 31 Abgeordneter des Württembergischen Landtags, 1930 - 33 des Reichstags, in beiden Parlamenten Mitglied des Vorstands der SPD - Fraktion, seit 1927 Vorsitzender der SPD in Stuttgart, gehörte Sch. zu den aktiven und fähigen jungen Sozialdemokraten, die es schwer hatten, sich gegen die Führungsschicht der Partei durchzusetzen. Im Reichstag trat Sch. hervor, als er am 23. Februar 1932 in einer Rede gegen die NSDAP sagte: »Die ganze nationalsozialistische Agitation ist ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen.« Nach Hitlers Machtübernahme beteiligte sich Sch. sofort am Widerstand gegen das NS - Regime und wurde am 6. Juli 1933 verhaftet. Bis März 1943 blieb er in »Schutzhaft« in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Danach wurde ihm ein Zwangsaufenthalt in Hannover zugewiesen. Im August 1944 erfolgte erneute Inhaftierung.
Bereits im Mai 1945 wurde in Hannover das »Büro Schumacher«, inoffizielle Zentrale der SPD, eingerichtet. Von da an war Sch. unumstritten der führende Mann der SPD und wurde der eindrucksvollste deutsche Politiker der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der Parteitag in Hannover (Mai 1946) wählte Sch. zum Parteivorsitzenden; durch dreimalige Wiederwahl behielt er dieses Amt bis zu seinem Tod. Im September 1948 mußte sein linkes Bein amputiert werden, doch auch während der monatelangen schweren Krankheit nahm er die Parteiführung wahr. Im ersten Bundestag wurde er Vorsitzender der SPD - Fraktion.
Sch., der sich in der Weimarer Republik leidenschaftlich für eine kämpferische Politik gegen alle Antidemokraten eingesetzt, der in der NS - Zeit Entsetzliches erlitten hatte, verstand sich als Repräsentant und Sprecher des »anderen Deutschland«, das sich der NS - Diktatur nicht gebeugt hatte und darum Anspruch auf faire Behandlung durch die Siegermächte habe. Sch.s politisches Ziel war die Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit, er forderte Selbstbestimmungsrecht und Gleichberechtigung der Deutschen in der internationalen Politik. Sch.s Ablehnung »kleineuropäischer« Lösungen EVG, Europarat, Montanunion — ebenso wie seine Opposition gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik waren Konsequenzen seines Bemühens, die Schaffung von Tatsachen zu vermeiden, die die —»Spaltung Deutschlands und Europas zementieren könnten. Die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesrepublik und die internationale Mächtekonstellation verhinderten die Realisierung von Sch.s außen - und nationalpolitischen Vorstellungen.
Auch in der Innenpolitik hat Sch. seine im wesentlichen an den —+ Programmen der SPD orientierten Ziele nur teilweise erreicht. Doch gehören der schnelle Aufbau der SPD, ihre Öffnung für neue Schichten, die Festigung ihres demokratischen Selbstverständnisses und ihres staatsbürgerlichen Verantwortungsbewußtseins zu Sch.s historischen Leistungen, ebenso wie seine erfolgreiche Abwehr kommunistischer Einflüsse und Ansprüche im westlichen Teil Deutschlands.
Kurt Schumacher u.a.: Der Auftrag des demokratischen Sozialismus
Theorie und Praxis der deutschen Sozialdemokratie, Verlag Neue Gesellschaft
Bonn Bad Godesberg 1972
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Sven Schumacher
2001
Schumacher contra Adenauer
Interpreten: Peter Brandt
Track Nr: 9 auf: Peter Brandt: Die Linke und die Nation Polarfilm / Zeitzeugen im Dialog Gescher 2007
Schlagworte: Kurt Schumacher