Italien Königreich
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Italien (Republik)
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Triest Zone A
Giuseppe Mazzini, geboren am 22. Juni 1805 in Genua und gestorben am 10. März 1872 in Pisa, war eine herausragende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Als Philosoph, Journalist, Politiker und Freiheitskämpfer spielte er eine entscheidende Rolle im Risorgimento, der Bewegung zur Einigung Italiens.
Mazzinis politisches Ziel war das Selbstbestimmungsrecht der europäischen Völker und insbesondere die Unabhängigkeit und Einigung der italienischen Staaten. Er strebte die italienische Einigung in einer Republik an, die er nur durch die revolutionäre Erhebung des Volkes und die Vertreibung der fremden Besatzungsmächte als möglich erachtete.
Mazzini besuchte das Lyzeum in Genua und studierte Jurisprudenz an der Universität Genua. Im Frühjahr 1827, kurz vor dem Ende seines Studiums, wurde Mazzini in die Genueser Loge der Carboneria aufgenommen. Ein Jahr später veröffentlichte er seinen ersten patriotischen Artikel in der bis dahin eher unpolitischen Zeitung Indicatore Genovese.
Nach zwei gescheiterten Umsturzversuchen in Genua und Savoyen, die er von Genf aus leitete, wurde Mazzini in Sardinien in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Von Genf wandte er sich nach Lyon und ließ sich schließlich am 29. März 1831 in Marseille nieder. Hier konzipierte er 1831 eine neue Bewegung, genannt Giovine Italia (Junges Italien).
Mazzinis Gedanken hatten einen sehr bedeutenden Einfluss auf die italienische und europäische republikanische Bewegung, auf die Verfassung Italiens, auf den Europagedanken und mehr nuanciert auf viele Politiker einer späteren Periode. Seine Bemühungen trugen dazu bei, dass das unabhängige und vereinigte Italien anstelle der mehreren getrennten Staaten entstand, die bis zum 19. Jahrhundert existierten.
GIUSEPPE MAZZINI, Name und Grabdenkmal des Patrioten auf der dunkelblaunen 80 Centesimi der Gedenkausgabe 1922 von Italien.
Karl Marx: Machenschaften Mazzinis und Kossuths - Bündnis mit Louis - Napoleon - Palmerston
"New - York Daily Tribune" Nr. 3590 vom 19. Oktober 18521
London, Dienstag, 28. September 1852
Die folgenden Begebenheiten sind authentische Tatsachen und beziehen sich auf die Machenschaften innerhalb der italienischen und ungarischen Emigration.
Im Auftrage von Kossuth und Mazzini bereiste vor einiger Zeit der ungarische General Vetter ganz Italien auf den Paß eines Malers, der Bürger der Vereinigten Staaten ist. Er war begleitet von der ungarischen Sängerin Madame Ferenczi, die Konzerte gab. Auf diese Weise drang er in die höheren offiziellen Kreise ein, während ihm die Mitteilungen Mazzinis, die er zu überbringen hatte, die Türen öffneten zu den geheimen Gesellschaften. Er durchquerte das ganze Land von Turin und Genua über Mailand bis Rom und Neapel. Kürzlich ist er nach England zurückgekehrt und hat Bericht erstattet - zum großen Erstaunen Mazzinis, des Erzengels der Demokratie. Der Kern von Vetters Ausführungen ist kurz der: Italien sei völlig materialistisch geworden, der Handel mit Seide, ÖI und anderen Erzeugnissen des Landes sei derart zum alleinigen Inhalt der Tagesgespräche geworden und die Bourgeoisie (Mazzinis große Stütze) berechne die Ausgaben und Verluste, die die Revolution mit sich gebracht, mit so erschreckender Genauigkeit und suche sie durch eifrigste industrielle Tätigkeit wettzumachen, daß der Gedanke, Italien rufe demnächst eine revolutionäre Bewegung ins Leben, völlig irreal sei. Es kann in jenem Land, sagt Vetter in seinem Bericht, keine Erhebung stattfinden, ehe nicht der französische Vulkan von neuem Feuer speit, zumal der par excellence revolutionäre Teil der Bevölkerung durch lange Verfolgung und ständiges Fehlschlagen seiner Pläne entmutigt ist und ihm vor allen Dingen die Unterstützung durch die Massen fehlt.
Nach diesem Bericht von Vetter sah sich Mazzini, der vordem so laut und so dumm gegen Frankreich gewütet hatte, nolens volens gezwungen, noch einmal die Initiative an das alte Babylon abzutreten.
Nun erhebt Sich aber die Frage: Mit welcher Partei haben diese Herren wohl zu verhandeln begonnen, nachdem sie einmal beschlossen, wieder ein Bündnis mit Frankreich einzugehen? Mit Herrn Louis Bonaparte! Kossuth schickte im Einvernehmen mit Mazzini einen gewissen Kiss nach Paris, um Verbindungen mit den Bonapartisten aufzunehmen. Kiss kannte von früher her die Söhne von Jérôme Bonaparte. Er amüsiert sich in Paris, in Kaffeehäusern und in andern Häusern, er geht Pierre Bonaparte nicht von der Seite, beweihräuchert ihn und schreibt großartige Berichte an Kossuth. Jetzt sei an der Befreiung Ungarns durch die Firma L. - Napoleon und Kossuth nicht länger mehr zu zweifeln. Das Haupt der Revolutionäre sei ein Bündnis auf Leben und Tod mit dem "Tyrannen" eingegangen.
Bevor all das geschehen, waren der alte Lelewel, der Pole, und Thaddäus Gorzowski, ein russischer Priester, im Namen der sogenannten Zentralisation der Polen nach London gekommen und hatten Kossuth und Mazzini den Plan eines Aufstandes vorgelegt, dessen Angelpunkt in der Zusammenarbeit mit Bonaparte liegen sollte. Ihr spezieller Freund in London war ein Graf Lanckoronski, der obendrein ein kaiserlich - russischer Agent ist, und ihrem Plan war die hohe Ehre widerfahren, in St. Petersburg überarbeitet und verbessert worden zu sein, nachdem er vorgelegen. Besagter Graf Lanckoronski ist jetzt in Paris, um Kiss nicht aus den Augen zu lassen, und von dort wird er nach Ostende gehen, um neue Instruktionen aus St.Petersburg zu empfangen.
Kiss hat aus Paris alle möglichen Zusicherungen an Kossuth geschickt, die eigentlich in ein Märchenbuch gehören, die aber angesichts der märchenhaften Zustände in Frankreich vielleicht sogar wahr sind. Es heißt, Kossuth habe einen von Louis - Napoleon eigenhändig geschriebenen Brief erhalten, der ihn eingeladen, nach Paris zu kommen. Kossuth hat Abschriften dieses Briefes in allen Provinzen Ungarns zirkulieren lassen. Er hat dort alles für einen allgemeinen Aufruhr vorbereitet. Sogar königlich - kaiserliche Beamte sind an dem Komplott beteiligt. Kossuth hofft, die Affäre im Oktober zu beginnen.
Soweit enthält mein Bericht nichts als die fast wörtliche Wiederholung der Dinge, die man mir mitgeteilt hat. Fragt man mich jetzt nach meiner Ansicht dazu, so meine ich, daß Louis Bonaparte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte. Er will sich bei Kossuth und Mazzini lieb Kind machen und sie dann an die Österreicher verraten, woraufhin diese ihre Zustimmung geben sollen, daß er sich zum Kaiser der Franzosen mache. Außerdem glaubt er, daß Kossuth und Mazzini ihren ganzen Einfluß in der revolutionären Partei verlieren werden, sobald bekannt wird, daß sie mit ihm verhandelt bzw. die Verbindung mit ihm aufgenommen haben. Im übrigen stößt er bei den absolutistischen Mächten auf großen Widerstand gegen seine Thronbesteigung, und es ist durchaus möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, daß er, als echter Abenteurer, geneigt ist, es mit den Verschwörern zu versuchen.
Was nun Italien im besondern betrifft, so hofft Louis Bonaparte, die Lombardei und Venedig seinen eigenen Territorien einzuverleiben, während Neapel an seinen Vetter Murat fiele. Schöne Aussichten für Signor Mazzini!
Da ich nun nochmals auf Italien zu sprechen gekommen, erlaube man mir, noch eine andre Neuigkeit mitzuteilen. Die Gräfin Visconti, eine der Heroinen der letzten Episode des italienischen Freiheitskampfes, ist vor kurzem hier gewesen und hat eine lange Unterredung mit Lord Palmerston gehabt.
Seine Lordschaft sagte ihr, daß er hoffe, noch vor Ende dieses Jahres an der Spitze der britischen Regierung zu stehen, und daß Europa dann einer schnellen Umwandlung entgegengehen würde. Besonders Italien könne man nicht länger in den Klauen Österreichs belassen, weil auf die Dauer kein Land mit Pulver und Blei regiert werden könne. Dabei gab Palmerston zu verstehen, daß er in Frankreich seinen Verbündeten zu finden hoffe. Er wünsche jedoch, daß die Lombardei im Falle einer allgemeinen Erhebung sofort an Piemont angeschlossen werde und daß man die Frage, ob daraus eine Republik werde, völlig der Zukunft überlassen müsse.
Was mich betrifft, so bin ich davon überzeugt, daß der alte Veteran Palmerston unter den größten Illusionen laboriert; insbesondere weiß er nicht, daß, selbst wenn er in den parlamentarischen Koterien noch einigen Einfluß besitzt, er ihn im Lande aber verloren hat.
Aus dem Englischen.
Karl Marx: Kossuth, Mazzini und Louis - Napoleon
"New - York Daily Tribune" Nr. 3627 vom 1. Dezember 1852
An den Redakteur der "New - York Tribune"
Sir,
mein Brief vom 28. September dieses Jahres, der Enthüllungen über die Tätigkeit von Kossuth und Mazzini enthielt, hat, wie ich sehe, beträchtliche Proteste hervorgerufen und der demokratischen Presse Gelegenheit gegeben zu einer Unmenge von überflüssigem Deklamieren, Schimpfen und Poltern.
Ich habe festgestellt, daß Kossuth sich an diesem Geschrei in keiner Weise beteiligt hat. Hätte er selbst den Mut gehabt, meine Behauptungen zu dementieren, so hätte ich die Frage wieder aufgegriffen und hätte unwiderlegbare Beweise für die angeführten Tatsachen erbracht.
Mein Brief war jedoch nicht als Angriff auf Kossuth gedacht, sondern sollte vielmehr eine Warnung sein. In der Politik darf man sich, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, mit dem Teufel selbst verbünden nur muß man die Gewißheit haben, daß man den Teufel betrügt, und nicht umgekehrt.
Was nun den Herrn betrift, der sich die Aufgabe gestellt, mich autoritativ zu widerlegen, so erlaube er mir, ihn an ein altes Sprichwort zu erinnern: Americas incommodus ab inimico non differt.
Den Herren von der demokratischen Presse und insbesondere von der deutschen demokratischen Presse, die wie üblich am lautesten geschrien haben, denen sage ich, daß sie alle bigotte Krypto - Royalisten sind. Diese Herren können ohne Könige, Götter und Päpste nicht auskommen. Kaum befreit vom Gängelband ihrer alten Herrscher, fabrizieren sie sich selber neue und regen Sich auf über jene "Ungläubigen und Rebellen", die sich unangenehm bemerkbar machen, indem sie lästige Wahrheiten veröffentlichen und kompromittierende Tatsachen enthüllen und sich so der Gotteslästerung und Majestätsbeleidigung an den neuerdings heilig gesprochenen demokratischen Göttern und Königen schuldig machen.
Ihr Privatkortespondent
London, 16. November 1852
Aus dem Englischen.
Karl Marx: Aufruf Mazzinis
Die Londoner Tagespresse trägt großes Entsetzen und große moralische Entrüstung über einen Aufruf zur Schau, den Mazzini verfaßt hat und der im Besitz Felice Orsinis gefunden wurde, des Führers des nationalen Korps Nr. 2, das für die Erhebung in der Landschaft Lunigiana bestimmt ist, die Teile Modenas, Parmas und des Königreichs Piemont umfaßt. In diesem Aufruf wird das Volk ermuntert, "den Feind zu überrumpeln, wie das Volk von Mailand es versuchte und wieder versuchen wird Dann sagt der Aufruf weiter: "Der Dolch, der unerwartet zustößt, tut gute Dienste und ersetzt die Muskete. " Das bezeichnet die Londoner Presse als offenen Aufruf "zu heimlichem, feigem Meuchelmord". Nun möchte ich gerne wissen, wie in Italien, einem Lande, in dem es Möglichkeiten des offenen Widerstands nirgends, Polizeispione aber überall gibt, eine Aufstandsbewegung auch nur auf den geringsten Erfolg rechnen könnte, wenn sie nicht zur Überrumplung griffe ?
Ich gerne wissen, mit welchen andern Waffen das italienische Volk gegen die österreichischen Truppen kämpfen soll, wenn es überhaupt zu einem Kampf kommt, als mit dem Dolch, da ihm von allen Waffen doch nur der Dolch geblieben, den Österreich ihm nicht wegnehmen konnte. Mazzini ist weit entfernt davon, den Italienern zu sagen, daß sie den Dolch zum feigen Meuchelmord gegen den unbewaffneten Feind benutzen sollen wohl fordert er sie auf, den Feind damit zu "überrumpeln", aber doch bei hellem Tageslicht, Wie in Mailand, wo einige Patrioten, nur mit Messern bewaffnet, in die Wachhäuser der bewaffneten österreichischen Garnison eindrangen.
"Aber", sagt die "Times", "das konstitutionelle Piemont soll dasselbe Schicksal wie Rom, Neapel und die Lombardei erleiden!
Warum nicht? War es nicht der König von Sardinien, der die italienische Revolution 1848 und 1849 verriet, und kann Italien mit einem König von Piemont eher zu einer werden als Deutschland mit einem König von Preußen? Soviel über die moralische Seite von Mazzinis Aufruf. Was seinen politischen Wert anbetrifft, so ist das eine ganz andere Frage. Ich meinerseits glaube, Mazzini ist im Irrtum, sowohl mit seinen Ansichten über das Volk von Piemont, als auch mit seinen Träumen von einer italienischen Revolution, von der er annimmt, daß sie nicht durch die günstige Gelegenheit europäischer Wirren wird, sondern durch die Einzelaktion italienischer Verschwörer, die den Feind überrumpeln.
Mazzini, Giuseppe, geb. 12. Juni 1805 zu Chiavari, + 10 März 1872 zu Pisa, italienischer Patriot, ist abgebildet auf der braunlila 40 Centesimi der Gedenkausgabe 1922 von Italien.
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