Zeitungsmarken / Zeitungsstempelmarken
Karl Marx: Steuer auf Zeitungsbeilagen
Herr Gladstone hat nun seine geänderten Vorschläge hinsichtlich der Annoncensteuer bekanntgegeben. Um sich die Unterstützung der "Times" zu sichern, hatte er vorgeschlagen, die Gebühr für Zeitungsbeilagen, die nur Annoncen enthalten, zu streichen. Von der öffentlichen Meinung eingeschüchtert, schlägt er jetzt vor, alle Einzelbeilagen steuerfrei zu belassen und alle Doppelbeilagen mit ½ d. zu besteuern. Man stelle sich die Wut der "Times" vor, die bei abgeänderten Vorschlag nur 20000 Pfd.St. anstatt 40000 Pfd. St. gewinnen wird und außerdem zusehen muß, wie der Markt ihren Konkurrenten weit geöffnet wird. Dieses so konsequente Blatt, welches die Besteuerung des Wissens und damit auch die Annoncensteuer bis aufs äußerste verteidigt, widersetzt sich nun jeglicher Steuer für Zeitungsbeilagen.
Aber die "Times" kann sich trösten. Wenn das Ministerium, nachdem es den größten Teil des Budgets durchgesetzt hat, keine Notwendigkeit mehr verspürt, der "Times" zu schmeicheln, so werden die Manchesterleute, sobald sie sich ihren Anteil am Budget gesichert haben, dieses Ministerium nicht länger als notwendig erachten. Das ist es gerade, was das Ministerium befürchtet, und eben diese Befürchtung erklärt die Tatsache, daß sich die Budgetdebatte über die ganze Sitzungsperiode des Parlaments erstreckt. Es ist charakteristisch für die ausgleichende Gerechtigkeit des Herrn Gladstone, daß er, während er die Zeitungsannoncensteuer von I sh. 6 d. auf I sh. 3 d. herabsetzt, vorschlägt, die Anzeigen von Neuerscheinungen, die am Schluß der meisten Bücher und Zeitschriften gebracht werden, mit 6 d. pro Stück zu besteuern.
Karl Marx
Aus dem Englischen.
Karl Marx: Aufruf Mazzinis
Die Londoner Tagespresse trägt großes Entsetzen und große moralische Entrüstung über einen Aufruf zur Schau, den Mazzini verfaßt hat und der im Besitz Felice Orsinis gefunden wurde, des Führers des nationalen Korps Nr. 2, das für die Erhebung in der Landschaft Lunigiana bestimmt ist, die Teile Modenas, Parmas und des Königreichs Piemont umfaßt. In diesem Aufruf wird das Volk ermuntert, "den Feind zu überrumpeln, wie das Volk von Mailand es versuchte und wieder versuchen wird Dann sagt der Aufruf weiter: "Der Dolch, der unerwartet zustößt, tut gute Dienste und ersetzt die Muskete. " Das bezeichnet die Londoner Presse als offenen Aufruf "zu heimlichem, feigem Meuchelmord". Nun möchte ich gerne wissen, wie in Italien, einem Lande, in dem es Möglichkeiten des offenen Widerstands nirgends, Polizeispione aber überall gibt, eine Aufstandsbewegung auch nur auf den geringsten Erfolg rechnen könnte, wenn sie nicht zur Überrumplung griffe ?
Ich gerne wissen, mit welchen andern Waffen das italienische Volk gegen die österreichischen Truppen kämpfen soll, wenn es überhaupt zu einem Kampf kommt, als mit dem Dolch, da ihm von allen Waffen doch nur der Dolch geblieben, den Österreich ihm nicht wegnehmen konnte. Mazzini ist weit entfernt davon, den Italienern zu sagen, daß sie den Dolch zum feigen Meuchelmord gegen den unbewaffneten Feind benutzen sollen wohl fordert er sie auf, den Feind damit zu "überrumpeln", aber doch bei hellem Tageslicht, Wie in Mailand, wo einige Patrioten, nur mit Messern bewaffnet, in die Wachhäuser der bewaffneten österreichischen Garnison eindrangen.
"Aber", sagt die "Times", "das konstitutionelle Piemont soll dasselbe Schicksal wie Rom, Neapel und die Lombardei erleiden!
Warum nicht? War es nicht der König von Sardinien, der die italienische Revolution 1848 und 1849 verriet, und kann Italien mit einem König von Piemont eher zu einer werden als Deutschland mit einem König von Preußen? Soviel über die moralische Seite von Mazzinis Aufruf. Was seinen politischen Wert anbetrifft, so ist das eine ganz andere Frage. Ich meinerseits glaube, Mazzini ist im Irrtum, sowohl mit seinen Ansichten über das Volk von Piemont, als auch mit seinen Träumen von einer italienischen Revolution, von der er annimmt, daß sie nicht durch die günstige Gelegenheit europäischer Wirren wird, sondern durch die Einzelaktion italienischer Verschwörer, die den Feind überrumpeln.