Max Adler

Adler, Max, 1873/Wien - 1937/Wien, 1919 - 21 Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag. Als 1904 in Wien A.s Kausalität und Teleologie im Streite um die Wissenschaft als erster Band der Marx - Studien erschien, konnte niemand wissen, daß diese Reihe, herausgegeben von A. und Hilferding, zum ersten Kristallisationspunkt des Austromarxismus werden sollte, dessen Richtung A. in stärkerem Maße mitbestimmte, als es seiner organisatorischen Stellung innerhalb der österreichischen Sozialdemokratie (SPÖ) entsprach. A. war 1896 Rechtsanwalt geworden und verdiente seinen Lebensunterhalt in einer Praxis für kleine Leute. In der Partei war er vornehmlich Lehrer. 1903 gründete er gemeinsam mit Bauer, Renner und Hilferding den Verein Die Zukunft, die erste Wiener Arbeiterschule. Bis zum Weltkrieg blieb A. wenig einflußreich, erst 1918 konnte er direkt ins politische Geschehen eingreifen. In der österreichischen Revolution bejahte er zwar prinzipiell den Einsatz von Gewalt, wies ihre Verwendung in der aktuellen Situation jedoch zurück. Als Schöpfer des Begriffs der »Einheitsfront« (und später des »Dritten Wegs«) verkörperte er auch persönlich die Mittlerposition in der Arbeiterbewegung durch seine wichtige Stellung in der Rätebewegung bei gleichzeitiger Ausübung eines Abgeordnetenmandats im niederösterreichischen Landtag. Nach der revolutionären Periode zog sich A. aus den Entscheidungsgremien der Partei zurück und unterrichtete an der Kinderfreundeschule in Schönbrunn und an der Arbeiterhochschule. Der Titel seines Buches Neue Menschen wurde zum Synonym für die austromarxistische Kulturpolitik. 1919 hatte Sich A. an der Wiener Universität habilitiert und erhielt 1921 den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors.
Seine Lehrtätigkeit an der Universität konnte er auch nach 1934 fortsetzen. In der Programmdiskussion von 1926 (Programme der österreichischen Sozialdemokratie) war A. ein vehementer Verfechter der linken Kritik am Entwurf. Er versuchte, wenn auch vergeblich, im Abschnitt Der Kampf um die Staatsmacht den Begriff der Diktatur des Proletariats zu verankern, da er zwischen Diktatur und Demokratie (verstanden als bloße Rechtsgleichheit) im Klassenstaat keinen prinzipiellen Widerspruch erkennen konnte. Nach den blutigen Ereignissen vom 15. Juli 1927 versuchte A., eine linkssozialistische Position zu formulieren und nahm von 1929 bis 1931 auch an der Tätigkeit der Opposition in der SPD Anteil. Am Aufstand der österreichischen Arbeiter im Februar 1934 beteiligte er sich nicht, wurde gleichwohl einige Zeit inhaftiert. Zum Thema Faschismus hat er sich nicht geäußert.
Philosophisch lautete A.s Motto »Mit Kant über Kant hinaus«. Es ging ihm um die Versöhnung von Idealismus und Marxismus, da er einerseits im philosophischen Materialismus einen grundlegenden Irrtum des Marxismus erblickte, andererseits aber den Sozialbezug der Kantschen Erkenntniskritik verstärkt sehen wollte. Von dieser Position aus gelangte er zu entscheidender Kritik an der marxistischen Geschichtsauffassung, zu einer starken Bewertung der Bewußtseinsfaktoren, einem Akzeptieren der Religion und zu einer Neuinterpretation von Dialektik.
In die Sozialdemokratie aber fanden A.s wissenschaftstheoretische Positionen nie wirklich Eingang.


in: Thomas Meyer, Karl - Heinz Klär, Susanne Miller, Klaus Novy, Heinz Timmermann: Lexikon des Sozialismus

Nicht Philatelistische Aufsätze in Anthologien und Zeitschriften

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1990

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