Franz Erdmann Mehring (* 27. Februar 1846 in Schlawe in Pommern; † 28. oder 29. Januar 1919 in Berlin) war ein deutscher Publizist und Politiker. Er war einer der bedeutendsten marxistischen Historiker seiner Zeit und verfasste unter anderem eine bedeutende Biografie zu Karl Marx.
Mehring studierte Klassische Philologie an der Universität Leipzig und promovierte 1882 mit der Dissertation: "Die deutsche Sozialdemokratie. Ihre Geschichte und ihre Lehre". Politisch war er zunächst bürgerlicher Demokrat. Seit 1870 arbeitete er für verschiedene Tages - und Wochenzeitungen.
Im Laufe der 1880er Jahre wandte er sich der Sozialdemokratie und dem Marxismus zu. Er war ein Senior - Mitglied der Spartakus - Liga während der deutschen Revolution von 1918 - 1919. Als Publizist äußerte er sich häufig zu politischen und gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit.
Es ist wichtig zu beachten, dass einige seiner Äußerungen zum Judentum von Teilen der Forschung als antisemitisch bewertet werden.
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Mehring, Franz, 1846/Schlawe - 1919/Berlin, bekannter und glänzender Journalist, bis Ende der 1880er Jahre im radikal - demokratischen, später im liberalen bürgerlichen Lager, ab 1891 Sozialdemokrat. Nach Anfingen als Redaktionsmitarbeiter und Parlamentsberichterstatter arbeitete er u.a. als Berliner Korrespondent der Frankfurter Zeitung und 1886 - 90 als Leitartikler und faktisch Chefredakteur der liberalen Berliner Volks - Zeitung. 1891 - 1912 war er dann Leitartikler der Neuen Zeit, des wissenschaftlichen Wochenblatts der SPD. Außerdem leitete er darin das Feuilleton. 1902 - 07 ging er als Chefredakteur zur Leipziger Volkszeitung, für die er bis zum Tod schrieb. Neben der umfänglichen tagespolitisch - journalistischen Arbeit war er der herausragende Historiker der Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung und bereitete die deutsche, besonders die preußische Geschichte für ein lesendes Arbeiterbewegungspublikum auf (Lessing - Legende). Er schrieb u.a. die erste große Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und eine in ihren Wertungen der Marxschen Theorie noch heute lesenswerte Biographie Karl Marx, die als Alterswerk zugleich geprägt ist von dem eigenen lebenslangen Reflexionsprozeß wie von einem glänzenden Stil. Neben zahlreichen weiteren Beiträgen zur Geschichte in beiden genannten Bereichen lehrte er dieses Gebiet 1906 - 11 an der neugegründeten Berliner Parteischule. Konflikte und zeitweilige Bismarcknähe aus seiner früheren politischen Orientierung hingen ihm in der Sozialdemokratie weiter an und hinderten am uneingeschränkten Vertrauen. Dabei war er sich in dem politisch prägenden Punkt der Notwendigkeit umfassender sozialer Veränderungen treu geblieben. Seine historischen Schriften wie seine tagespolitischen Beiträge nach 1890 sind durchformt von dem Bestreben, das politische Handeln, aufgrund der rationalen Erkenntnis über die gesellschaftlich - historischen Prozesse vom Zufall befreit, auf der Höhe der Erfordernisse des Augenblicks zu halten. Er ist damit näher an Marx als Kautsky ein Prototyp derer, die versuchten, die Einheit von Theorie und Praxis als handlungsanleitendes und auf Handeln angelegtes Denken zu verwirklichen. So gehörte er mit dem bis weit in die Weimarer Zeit reichenden Einfluß seiner historisch - politischen Bücher und durch die Leitartikler - Funktion in der Neuen Zeit zu denen, die das politische Weltbild und die politische Taktik der Vorkriegssozialdemokratie mitbestimmt haben. In den Auseinandersetzungen um die Taktik vor 1914 wie auch in der Flügelbildung im I. Weltkrieg hat er seine Position nicht eigentlich geändert. Gemessen an dem veränderten Kurs des Parteivorstands spätestens seit 1910 rückte er aus dem Zentrum nach links. Er gehörte zur Jahreswende 1918/19 zu den Mitgründern der KPD. Wie die Leitgedanken der Artikel, mit denen er die Russische Revolution begrüßte, zeigen, war die KPD, die er 1918/19 mitgründete, allerdings eine andere als die, die sich in der Weimarer Republik entwickelte. Sein Werk wurde Ende der 20er Jahre in die Fraktionsauseinandersetzungen im kommunistischen Lager gezogen. Aus diesen Auseinandersetzungen stammt die bis in die heutige Rezeption nachwirkende Reduzierung M.s auf seine literaturhistorischen und wenigen ästhetiktheoretischen Beiträge.
in: Lexikon des Sozialismus