Liberalismus: im Kampf gegen den Feudalismus und seine politischen Herrschaftsformen entstandene bürgerliche Bewegung sowie die ihr entsprechende Weltanschauung und politische Doktrin. Ideologisch beruhte der L. auf den aufklärerischen Thesen vom Naturrecht, vom Gesellschaftsvertrag und von der Gewaltenteilung, die das bürgerliche Bestreben widerspiegelten, die Macht des absolutistischen Staates einzuschränken. Der gesellschaftliche Fortschritt im Klasseninteresse der Bourgeoisie sollte dem L. zufolge durch die freie, vom feudalabsolutistischen Staat unbehinderte Entfaltung der Individuen gewährleistet werden. Vorrangig handelte es sich dabei um die Entwicklung und den Schutz des kapitalistischen Privateigentums, weiterhin um Freihandel und Gewerbefreiheit. Die dementsprechenden politischen Forderungen nach allgemeinem Wahlrecht, Presse -, Versammlungs - und Glaubensfreiheit; Gleichheit vor dem Gesetz und einem konstitutionellen Staat blieben stets im Rahmen bürgerlichen Klasseninteresrevolutionärenses. Gegenüber Volksbewegungen verhielt sich der L. zumeist ablehnend. Seine antirevolutionäre Grundhaltung kam in dem Bestreben zum Ausdruck, die liberalen Ziele durch Kompromisse mit den alten, feudalen Klassenkräften zu erreichen. Während die Bourgeoisie in ihrer Mehrheit alle fortschrittlichen Grundsätze des L. verriet, wurde die Arbeiterbewegung zum konsequentesten Verfechter aller demokratischen Rechte und Freiheiten. Nach 1945 erlangte der L. in Gestalt des sog. Neo - L. neuen Einfluß. Die volle Herausbildung des staatsmonopolistischen Kapitalismus wurde namentlich in der BRD mit neoliberalistischen Losungen von der »freien Marktwirtschaft« und der »freiheitlichen pluralistischen Demokratie« zu verschleiern versucht.
Ideologisch wird der Neo - L. als »Weltanschauung der Mitte« angepriesen. In der Ideologie und Politik des gegenwärtigen L. treten oft Differenzen hervor, die sich in wechselnder Koalitionsbereitschaft gegenüber konservativen oder sozialreformistischen Parteien niederschlagen. Auf außenpolitischem Gebiet lehnen liberale Parteien in der Regel konfrontative Konzepte der aggressivsten imperialistischen Kräfte ab. In der revolutionären Arbeiterbewegung wird der Begriff L. im übertragenen Sinne für Prinzipienlosigkeit, opportunistisches und versöhnlerisches Verhalten gegenüber dem Klassengegner gebraucht.
in: Kleines Politisches Wörterbuch